Working Out loud ist eine Methode, mit der man sich ein Netzwerk von wertvollen Beziehungen aufbaut um ein selbst-bestimmtes Ziel zu erreichen, sagt die gängige Definition. Doch was steckt da dahinter?

WOL ist eine Art “Selbstlernprogramm” in einer kleinen Gruppe. 4-5 Personen (der Circle) treffen sich einmal wöchentlich für 1 Stunde, und dies während 12 Wochen. Diese Treffen können persönlich sein, finden aber meist virtuell mit Hilfe einer Videokonferenzlösung statt. Die Teilnehmer kennen sich häufig vorher nicht oder nur flüchtig- was sich im Laufe des Circles schnell ändert.

Zu Beginn setzt sich jeder Teilnehmer ein eigenes Ziel. Dies kann beruflicher Natur sein, ist aber häufig persönlich. Beispiele sind “Ich möchte mehr über XY lernen”, “Ich möchte Menschen finden, die wie ich an XY interessiert sind”, “Ich möchte Bereiche finden, die mit meinem verwandt sind”, “Ich möchte eine neue Rolle in meinem Betrieb finden”. Wichtig beim Ziel ist vor allem, dass es einem wirklich am Herzen liegt. Zum Ziel erstellt man eine Beziehungsliste- eine Liste von 10 Personen, die in irgendeiner Weise mit dem Ziel zusammenhängen. Dabei muss man diese Personen (noch) nicht persönlich kennen.

Präsentation Working Out Loud von Stefanie Moser bei der menschwert Consulting, Juni 2021

In den 12 Wochen geht die Gruppe dann selbstverantwortlich durch den von John Stepper in den “Circle Guides” zusammengetragenen Prozess, um ihre Ziele zu erreichen. Häufig übernimmt dabei ein erfahreneres Mitglied die Moderation, wobei die Guides so verfasst sind, dass jeder die Fähigkeit hat, Moderator zu sein.

Jede Woche werden mehrere kleine Aufgaben gelöst- zum Teil im Circle miteinander oder jeder für sich, zum Teil zwischen den Circle Treffen. Im Circle werden dann die Fortschritte und Probleme miteinander besprochen. Dabei geht es weniger um die konkreten Ergebnisse, welche der Einzelne erreicht hat, sondern mehr um die Erfahrungen, die man beim Erledigen der Aufgaben gemacht hat. Dieser peer-support ist ein wichtiger Bestandteil von WOL. Er gibt Sicherheit (dass man auf dem richtigen Weg ist, dass man mit Schwierigkeiten nicht alleine ist), inspiriert (durch Inputs von Menschen mit anderem Hintergrund oder Perspektiven als man selbst) und motiviert (unter anderem, dass man wirklich jede Woche sich die Zeit für den Circle nimmt).

Die Aufgaben, welche während den 12 Wochen gelöst werden sollen, vermitteln Schritt-für-Schritt die 5 Kernelemente von Working Out Loud.

  • Netzwerk aufbauen: Ausgehend von der persönlichen Beziehungliste zum Ziel lernt man, sich ein Netzwerk aus vertrauens- und wertvollen Beziehungen Es gibt Übungen zum wie suchen, wie ansprechen und wie die Beziehung vertiefen. Die meisten Teilnehmer erfahren sehr bald, wie das Netzwerk wächst und dieses Wachsen sich sogar verselbständigt.
  • Grosszügigkeit vorleben: Grosszügigkeit ist die Währung in Netzwerken, und wer grosszügig ist erlebt seinerseits Grosszügigkeit. Die Übungen zeigen, wie man selbst grosszügig sein kann und was man alles “zu verschenken” hat: Anerkennung und Aufmerksamkeit (“Like”), Wertschätzung, Resourcen (Artikel, Vorlagen, Erfahrungen), Feedback, Antworten, und vieles mehr.
  • Die eigene Online-Präsenz ausbauen: Um im Netzwerk selbst gesehen zu werden, führen die Übungen die Teilnehmer zu einer verbesserten Online- Präsenz. Dies beinhaltet das eigenen Profil im sozialen Netz, welches immer wieder überdenkt wird. Viel zentraler aber zeigen die Übungen, wie man seine eigene Arbeit laut verrichtet. Dies führt nicht nur zu Sichtbarkeit und Anerkennung im Netzwerk, sondern automatisch auch zur Reflexion über die eigenen Kompetenzen und Ziele und zu mehr Selbstbewusstsein.
  • Zielgerichtet Entdeckungen machen: Damit WOL nicht zur digitalen Irrfahrt im Netz der unbegrenzten Möglichkeiten wird, setzt man sich ein Ziel Es hilft einem, sich vorallem zu Beginn an etwas festzuhalten und sich zu orientieren, seine Entdeckungen in der virtuellen Welt zielgerichtet zu machen. Sehr oft wird das Ziel im Laufe der 12 Wochen erweitert oder sogar ganz abgeändert. Denn durch die Inputs des entstehenden Netzwerkes ergeben sich neue Perspektiven und Einsichten, die darin einfliessen.
  • Eine offene Denkweise erhalten: Beginnend mit der empathischen Art und Weise der Circle Guides und weitergeführt durch diverse Übungen, führt WOL zu einer offenen, neugierigen, wertschätzenden Art des Denkens und des Miteinander. Anerkennung der Leistung von anderen und Kommunikation auf Augenhöhe sind dabei Kernpunkte. Durch die genausolchen Rückmeldungen aus dem Netzwerk wird diese offene Denkweise rasch zu einer angenehmen Gewohnheit.

Für wen kann WOL interessant sein?

Für Menschen, die lernen wollen, virtuell und vernetzt zu arbeiten
Für Menschen, denen soziale Netzwerke noch ziemlich fremd sind
Für Menschen, die interdisziplinär und interorganisationell arbeiten möchten
Für Menschen, die sich mit Gleichgesinnten austauschen möchten
Für Menschen im Umbruch, die sich neu orientieren und Kontakte knüpfen wollen
Für Menschen, die sich mit ihren Zielen und Interessen alleine fühlen
Für Menschen, die sich weiterentwickeln und lernen möchten
Für Menschen, die etwas Neues ausprobieren wollen

Und was kommt nach WOL?

Schon nach einem Circle profitiert man von einer veränderten Arbeits- und Wahrnehmungsweise. Die Teilgebenden können besser auf Personen zugehen, sich mit ihnen vernetzen, mit ihnen über ihre Arbeit sprechen und von ihnen lernen. Sie sind sicherer im Umgang mit virtuellen Beziehungen und sozialen Netzwerken und denken in Beiträgen. Und sie wissen mehr über sich selbst, die eigenen Kompetenzen und die eigenen Wünsche und Visionen. Das alles macht sie zu selbstsicheren Personen.

Bei vielen WOL Teilgebenden kommt es dann zu einem nächsten Circle- mit neuen Mitstreitern, vielleicht sogar aus dem eigenen Betrieb. Denn WOL ist ein Prozess. Am Ende des ersten Circles hat man sich viele Dinge zur Gewohnheit gemacht, doch es bleiben genauso viele, die man nochmals üben, vertiefen oder nachholen kann. Oder man ist ganz einfach so fasziniert von den Möglichkeiten, die man mit WOL erhalten hat, dass man es nochmals erleben und anderen weitergeben möchte. So ensteht ein Momentum und es können echte Veränderungen in einer Organisation bewirkt werden.

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